Sri Lanka Blog # 32
Vom Roomboy zum Reiseleiter
Im Herbst 2009, als ich mein Buch „Faszination Sri Lanka“ schrieb, gab es im Gästehaus in Bentota einen neuen Hausboy, sein Name war Harsha. Da ich die meiste Zeit der einzige Gast war, war er im Auftrag des Hauseigentümers fast immer mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. Bereits damals fiel mir auf, dass er ein geschickter Handwerker ist, eine kleine Seltenheit auf Sri Lanka.
Der Chef war viel unterwegs (auf Rundreisen) und ich oft allein mit ihm. Er sprach kein Wort englisch, er schaute mich nicht an – meine spärlichen Gesuche in singhalesischer Sprache nahm er stoisch entgegen und führte sie wortlos aus.
Als der Chef wieder zurückkam und sich Gäste ankündigten, empfahl ich, einen weiteren Boy einzustellen – es konnte, meiner Meinung nach, nicht angehen, dass kein englisch- oder deutschsprechender Mitarbeiter zur Verfügung stand. Ein ehemaliger Mitarbeiter wurde nun wieder eingestellt.
Und das brachte die Wende für Harsha. Er sah nun, das man mit Gästen ganz normal kommunizieren konnte und dass die sogar nett sein konnten. Er erzählte, sein Vater sei Reiseleiter und des öfteren kämen Urlauber in deren Wohnhaus zum Abendessen - er hätte also schon vorher die Chance gehabt, Ausländer kennenzulernen, vermied es jedoch.
Nun im Gästehaus taute er auf. Eine junge Französin war auch Langzeitgast und die umhegte (umwarb?) er liebevoll.
Über Weihnachten flog ich nach Hause und als ich nach ein paar Wochen zurückkam, präsentierte sich ein selbstbewusster, junger Mann der nun auch sogar ein paar Brocken deutsch konnte.
Und nun im Jänner 2012, zwei Jahre später, war er unser Reiseleiter. Sein Vater zeigte ihm die eindruckvollsten Plätze Sri Lankas und er glänzte mit Wissen, dass ich bei einem jungen Mann in seinem Alter nie erwartet hätte. Die Rundreise stellte ich selbst zusammen und er bekam vorweg nur einen groben Überblick über die Reiseroute; ich wollte ihm testen. Sie können sich nicht vorstellen, wie erstaunt ich war, als er den Weg ohne nachzufragen zu den noch so kleinsten, aber bedeutenden, Tempel fand. Und seine Empfehlungen waren super! Beim Dowa-Tempel in der Nähe von Bandarawela bin ich vorher schon einige Male vorbeigefahren, niemand hatte mich auf die Schönheit, Einzigartigkeit und Mystik dieses Platzes jemals hingewiesen…
Ich finde es ganz einfach toll, dass so junge Leute so von ihrer Insel begeistert sind und sie mit einem solchen Stolz zu präsentieren vermögen.